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Liebe Kunden,
ab dem 22.11.22 gilt eine neue Gebührenordnung für Tierärzte, kurz GOT, ein Bundesgesetz, das vom Bundeskanzler und dem Bundesernährungsminister unterzeichnet ist. Erlauben Sie mir dazu diese Stellungnahme.
Als praktizierende Tierärzte sind wir verpflichtet, unsere Abrechnungen exakt nach dieser GOT zu erstellen. Jede Abweichung stellt einen Strafbestand dar. Es gibt daher keine Ermessenspielräume. Etwa die Nummer 40 der GOT, die Gebühr Hausbesuch, müssen wir mit mindestens 34,50€ von jedem Tierhalter erheben, egal wie viele Tierhalter wir bei unserem Besuch in einem Stall betreuen. Uns ist bewusst, dass damit erhebliche Mehrbelastungen auf alle Pferdebesitzer zukommen. Doch betrachten Sie diese bitte unter folgendem Aspekt:
Ohne eine adäquate Vergütung wird in Zukunft eine tierärztliche Versorgung nicht mehr gewährleistet sein, denn der Nachwuchsmangel an praktizierenden Tierärzten hat bereits heute gravierende Folgen, wie vielleicht Sie und eines Ihrer geliebten Tiere selbst schon leidvoll erleben mussten, wenn Sie am Wochenende oder nachts Schwierigkeiten hatten, einen Tierarzt zu erreichen. Wenn das Berufsbild des praktizierenden Tierarztes nicht durch diese neue GOT aufgewertet werden kann, werden immer weniger junge Menschen bereit sein, den aufreibenden Beruf eines Pferdetierarztes zu ergreifen.
In allen anderen Berufen, bei denen ein Bereitschaftsdienst rund um die Uhr gefordert ist, etwa in der Humanmedizin, ja selbst in technischen Berufen oder im Handwerk, ist es selbstverständlich, dass dieser vom Arbeitgeber nach Tarif bezahlt wird, selbst, wenn während der Bereitschaft kein Umsatz generiert wird, weil eben kein „Notfall“ eintritt. Ganz anders verhält es sich beim selbstständigen niedergelassenen Tierarzt. Er war, wie etwa auch ich, über Jahrzehnte hinweg immer „auf dem Sprung“, um zu einem Notfall zu fahren. Es war für meine Generation eine Selbstverständlichkeit, doch die Zeit hat sich gewandelt. Nachdem ich nun nach 25 Jahren angefangen habe, regelmäßig auch einen freien Sonntag/Wochenende einzurichten (oft nach einer 70 Stunden Woche), kann ich Ihnen nur sagen, dass es für meine Familie und mich eine Wohltat ist, dass das Telefon nicht klingelt, sondern der Anrufbeantworter anspringt, ohne dass wir es mitbekommen. Zur Situation der Notdienstversorgung kurz dies: Es ist uns wenigen Pferdetierärzten in der Region praktisch nicht möglich, einen offiziellen Notdienst einzurichten. Deshalb werde ich auf meiner Homepage eine Liste aller Kollegen veröffentlichen, die Ihnen im Notfall eine Hilfe sein kann, einen Kollegen zu erreichen.
Vielen Dank für Ihr Verständnis für die für uns alle neue Situation, die hoffentlich einen entscheidenden Beitrag leisten wird, um junge Kollegen in den trotz aller Belastung schönen Beruf eines Pferdetierarztes zu führen.
Herzliche Grüße
Matthias Oster